Uruguay und Costa Rica weltweite Vorbilder als Demokratien
Die Demokratie in Lateinamerika steht unter Druck. Die Region ist dabei weiterhin der Kontinent außerhalb Westeuropas und Nordamerikas mit der höchsten Demokratiedichte weltweit. Uruguay und Costa Rica rangieren im Ranking sogar vor vielen europäischen Staaten oder den USA.
von Alexander Busch, Lateinamerika-Korrespondent für Handelsblatt und NZZ
Die schlechte Nachricht zuerst: Im jährlichen Demokratie-Index des Economist Intelligence Unit (EIU) ist die Qualität der Demokratien in Lateinamerika das sechste Jahr in Folge gefallen. „Dies war nicht nur der stärkste Rückgang, den der Index im Jahr 2021 weltweit verzeichnete“, so der EIU, „es war auch die größte Verschlechterung, die eine Region seit Einführung des Demokratie-Index zu verzeichnen hat.“
Die Coronavirus-Pandemie hat die Frustration über die Politik noch verstärkt. Die demokratischen Regierungen scheinen immer weniger in der Lage, auf die sozialen und wirtschaftlichen Probleme angemessen zu reagieren. Wie in den vergangenen Jahren kam es auch 2021 in ganz Lateinamerika zu großen Protesten.
Gleichzeitig ist die Toleranz gegenüber autoritären Regierungen gewachsen. Die Popularität von Regierungen, die offen gegen demokratische Institutionen opponieren, wie die von Jair Bolsonaro in Brasilien, Andrés Manuel López Obrador in Mexiko oder Nayib Bukele in El Salvador, zeigen das.
Insgesamt wurden 2021 fünf Länder Lateinamerikas im Index herabgestuft: Chile, 2019 noch eine „vollständige Demokratie“, wurde durch die Pandemie wieder zu einer „lückenhaften Demokratie“ („flawed democracy“). Ecuador, Mexiko und Paraguay stiegen ab auf den Status von „hybriden Regimen“ („hybrid regimes“). Haiti gesellte sich zur Gruppe der autoritären Regime Nicaragua, Venezuela und Kuba.
Die gute Nachricht ist, dass Lateinamerika – neben Westeuropa und Nordamerika – die Region mit dem höchsten durchschnittlichen Demokratie-Score bleibt. Etwa 80 Prozent der 664 Millionen Menschen dort leben in Demokratien.
Erstaunlich positiv ist die Spitzenstellung einiger Staaten in dem Index: So steht Uruguay auf Platz 13, zwei Plätze vor Deutschland. Uruguay ist einer der wenigen Staaten weltweit, der seit mehr als 15 Jahren seine Demokratie verbessert im Index. Costa Rica ist das zweite lateinamerikanische Land unter den 22 vollständigen Demokratien Lateinamerikas, auf der gleichen Stufe wie Österreich. Und auch Chile auf Platz 25 weltweit, rangiert bei der Qualität seiner Demokratie auf der gleichen Stufe wie etwa Spanien.
Zum Vergleich: Alle drei Staaten stehen auf dem Index des EIU deutlich vor den USA, Italien oder Belgien.
Nach den teilweise hoch polarisierten Wahlen 2021 in Ecuador, Chile, Peru und Honduras stehen dieses Jahr in Lateinamerika Entscheidungen in Kolumbien und Brasilien an. Diese werden hart umkämpft sein, mit Kandidaten, die rechts und links im politischen Spektrum stehen mit wenigen Gemeinsamkeiten.
Für die weitere Entwicklung der Demokratien in Lateinamerika werden der Verlauf, der Ausgang der Wahlen sowie die Regierungsbildungen in diesen beiden Ländern zu Schlüsselereignissen für die ganze Region.
COVID-19 in Latin America
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