Macht Trump Ernst gegenüber dem wichtigsten Handelspartner Mexiko?
Auch wenn er seine Zollpolitik noch ändern wird, der Schaden ist bereits angerichtet: Investoren sind verunsichert und werden ihre Investitionen in dem Land zurückfahren. Das trifft vor allem auch deutsche Unternehmen.
von Alexander Busch, Lateinamerika-Korrespondent für Handelsblatt und NZZ
Donald Trump zieht seine Abschottungspolitik durch, wie er es angekündigt hat: Jetzt hat er Importzölle für Mexiko (und Kanada) auf 25 Prozent angekündigt. Die Erhöhung für Mexiko soll erst ab dem 2. April gelten. Das dürfte die mexikanische Wirtschaft in diesem Jahr in die Rezession treiben. Auch in den USA werden die Zölle die Inflation beschleunigen und das Wachstum bremsen.
Denn Mexiko ist der wichtigste Handelspartner der USA. Seit mehr als 30 Jahren sind die USA und Mexiko zusammen mit Kanada durch Freihandelsabkommen miteinander verbunden.
Zunächst war es das 1994 geschlossene Nafta-Abkommen, das Nordamerikanische Freihandelsabkommen, das den Handel und den Ausbau der Wertschöpfungsketten in Nordamerika vorangetrieben hat. Seit 2020 ist das Nachfolgeabkommen USMCA (United States-Mexico-Canada Agreement) in Kraft, das im kommenden Jahr einer Revision unterzogen werden soll.
Dank dieser institutionellen Handelsabkommen ist Mexiko seit 2023 der wichtigste Handelspartner der USA – noch vor China. Im vergangenen Jahr exportierte Mexiko Waren im Wert von 506 Milliarden US-Dollar in die USA. Zum Vergleich: Die Exporte deutscher Unternehmen in die USA beliefen sich im vergangenen Jahr auf 161 Milliarden Euro.
US-Unternehmen wiederum exportierten Waren im Wert von 335 Milliarden Dollar nach Mexiko. Das Handelsbilanzdefizit (171 Milliarden Dollar) ist damit fast dreimal so hoch wie das mit Kanada.
Die Handelsbilanzen sagen allerdings wenig über die intensive Verflechtung der Unternehmen aus: Hunderte von US-Konzernen produzieren seit Jahrzehnten in Mexiko – von Konsumgüterherstellern im Lebensmittelbereich bis zu Hightech-Konzernen in der Raumfahrt.
Am weitesten fortgeschritten ist die Arbeitsteilung in der Automobilindustrie. Das bedeutet, dass ein Auto während seiner Produktion mehrmals zwischen den Werken in Mexiko und den USA hin- und hertransportiert wird, bevor es vom Band rollt.
Die deutsche Industrie ist von dieser Arbeitsteilung besonders betroffen. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank haben deutsche Konzerne seit der Jahrtausendwende zwischen 15 und 20 Milliarden US-Dollar in Mexiko investiert. Damit ist Mexiko nach Brasilien der wichtigste Empfänger deutscher Direktinvestitionen in Lateinamerika.
Dort gibt es mehr als 2000 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung. Auch die mexikanischen Niederlassungen deutscher Konzerne exportieren den Großteil ihrer Produktion in den Norden. Entsprechend hoch entwickelt sind die Produkte im Vergleich zu den südamerikanischen Standorten, wo meist der lokale Markt das Ziel ist.
Mit der US-Zollpolitik wird sich nun der Durchschnittspreis eines in Mexiko gefertigten Pkw in den USA um rund 6.000 Dollar erhöhen. Ein SUV, also ein Stadtjeep, könnte jetzt 8000 Dollar mehr kosten. Nun hat die Regierung angekündigt, dass sie US-Konzerne von den Zöllen ausnehmen will. Wie und ob das umzusetzen ist, bleibt jedoch offen.
Es liegt auf der Hand, dass die Maßnahmen auch der US-Wirtschaft großen Schaden zufügen werden. Die US-Börse reagierte negativ, die Inflationserwartungen stiegen, die Wachstumsaussichten verdüsterten sich.
US-Handelsminister Howard Lutnick versuchte nach der Ankündigung der Zollerhöhungen zu beschwichtigen, er stehe in ständigem Kontakt mit den „Partnerländern“.